Hallo Jonny! Stell dich kurz vor – wie bist du zu der Fotografie gekommen?
Hi, mein Name ist Jonny, bin aktuell 43 Jahre jung und komme aus Wuppertal. Ich bin Dezember 2013 eigentlich aus Langeweile zur Fotografie gekommen, denn ich habe mir damals ganz spontan eine Canon 700d mit Kit Objektiv gekauft und habe einfach losgelegt alles zu fotografieren, was mir vor die Linse kam.
Kannst du dich noch an dein erstes Motiv erinnern?
Oh, das ist wirklich keine leichte Frage. Ich glaube aber mich zu erinnern das ich damals in Köln unterwegs gewesen bin und Bilder vom Dom gemacht habe. Im Prinzip habe ich aber erst mal alles geknipst was gerade so da war.
Du nutzt deinen eigenen Namen als „Firmennamen“ zum Fotografieren. Hat dies einen Hintergrund?
Nein. Ich habe mir damals ganz spontan eine Facebook Seite erstellt, wo ich meine Erstlingswerke natürlich zeigen wollte und da musste dann ja irgendwie ein Name her. Ich denke aber, das mein Vorname nicht so gewöhnlich ist, das man sich das gut einprägen kann. Ich hatte auch noch nie den Gedanken das irgendwann wieder zu ändern.
Welche Art der Fotografie betreibst du derzeitig und was findest du so faszinierend daran?
Aktuell bewege ich mich hauptsächlich im Sensual Home Bereich, also People Fotografie. Wenn man sich mein Portfolio anschaut, dann wird man feststellen, dass meine Bilder schon sehr sexy sind, aber nie billig wirken, wo ich sehr großen Wert drauf lege. Gerade bei Homeshootings finde ich es immer wieder spannend sich auf neue Gegebenheiten einstellen zu müssen. Wenn ich zu einem Model komme, dann weiß ich in der Regel nie wie die Wohnung aussieht, oder wie die Lichtverhältnisse sind. So muss man jedesmal Umdenken und versuchen das beste aus der Location zu machen und mit dem Licht zu arbeiten. Ich mache aber natürlich auch ganz normale Outdoor Shootings, wobei das in letzter Zeit eher wenig geworden ist, da man mich schon ziemlich mit Homeshootings verbindet.
Ich verfolge dich schon ziemlich lang und auch ich finde deine Home-Shootings großartig. Ich weiß, du hast dir das alles selbst beigebracht. Wie bist du da vorgegangen? Also wie hast du dein erstes Model für ein Sensual-Shooting gewinnen können? Denn sowas ist auch schon Vertrauenssache.
Erst mal danke für das Kompliment. Ja, bei mir ist wirklich alles Learning by Doing gewesen und da bin ich noch lange nicht am Ende angekommen, sondern es gibt noch viel Luft nach oben. Ich habe mir natürlich am Anfang viele Youtube Videos reingezogen, wie es wahrscheinlich jeder Anfänger macht. Zusätzlich habe ich mir natürlich auch andere Bilder angeschaut und versucht sie ähnlich umzusetzen, was definitiv nicht immer geklappt hat. Ich hatte aber in den vergangenen fast 3 Jahren extrem viele Shootings, habe immer viel probiert und wenn es scheiße war wieder verworfen. So mache ich das heute übrigens immer noch. Ich persönlich denke, das man zwar viele technische Dinge lernen kann, aber den Blick für eine Bildgestaltung muss man irgendwie mitbringen. Das was ich mache ist in erster Linie wirklich eine sehr große Vertrauenssache und ich muss mich auch an dieser Stelle noch mal bei jedem Model bedanken, die mir diesen Vertrauensvorschuss gewährt hat. Ich kann gar nicht mehr mit Gewissheit sagen mit wem ich mein erstes Homeshooting hatte, aber es hat sich einfach so entwickelt. So etwas kann nur funktionieren, wenn die Chemie zwischen Model und Fotograf stimmt und man arbeitet sich auch immer behutsam vor. Ich denke aber, das ich durch meine lockere Art schnell die Angst nehmen kann, denn auch bei solchen Shootings sollte der Spaß immer im Vordergrund stehen.
Gab es Shootings, wo keines der Bilder zeigbar war und das Model sozusagen umsonst vor der Kamera stand?
Nein, diesen Fall hatte ich noch nie. Bis jetzt habe immer irgendwas gezaubert. Natürlich gibt es mal ein Shooting wo aufgrund der äusseren Umstände vielleicht nicht so viele Bilder bei rum kommen, aber ich bin noch nie umsonst irgendwo gewesen. Es kann also schon mal zwischen 5 und 25 Bildern variieren, aber ganz ohne Ergebnis war es nie.
Wie würdest du deinen Bildstil beschreiben?
Die Frage sollte lieber lauten, ob ich überhaupt einen Stil habe. Ich bin auch heute noch immer viel am probieren und mein Bildstil wechselt immer mal wieder, weil ich gerade was anderes toll finde. Ich habe auch keine festgeschriebene Bearbeitung, sondern bearbeite meistens wirklich jedes Bild individuell, deshalb sieht man bei mir auch selten ganze Serien die sich ähneln.
Was würdest du gerne an deiner Fotografie verändern?
Ich will nicht unbedingt was verändern, ich will nur besser werden in dem was ich tue. Ich persönlich denke, das Zufriedenheit Stillstand ist und das sollte nicht eintreffen. Das ist auch der Grund warum ich immer wieder mal experimentiere mit der Bearbeitung, einfach um neues zu probieren oder mal andere Wege zu gehen. Ich arbeite ja ausschliesslich mit Available Light, weil ich es aktuell einfach am schönsten finde und keine Ahnung von Blitzen habe. Vielleicht werde ich mich irgendwann damit noch mal auseinander setzen.
Wie läuft solch ein Shooting im Groben bei dir ab?
Um es in kurzen Stichpunkten zu sagen: Begrüßung, Kaffee, Quatschen, Location besichtigen, Outfitwahl und dann einfach los. Ich bin noch nie jemand mit einem Plan gewesen, ich lasse mich immer vor Ort inspirieren, da ich ja auch nie weiss was auf mich zu kommt. Ich gehe die Sache immer ganz locker an und schaue was dabei raus kommt, das ist sicher unkonventionell, aber hat bis jetzt immer funktioniert. Ich fange meistens immer mit ein paar Portraits an um ein Gefühl für das Licht zu bekommen und ich mit dem Model warm werde. Da ich ja selten mit Profis arbeite braucht man immer seine Zeit um locker zu werden, danach läuft der Rest von alleine. Ich bin auch niemand der jede Menge Anweisungen an das Model gibt, ich lasse es erst mal machen und gebe nur so kleine Veränderungen vor, oder mache Vorschläge zu Posen. Mir ist es immer wichtig, das der Wohlfühlfaktor da ist und man natürlich Posen kann ohne einen auf Germany Next Top Model zu machen.
Hast du einen Tipp, wie man einem Model gute Posen vorschlagen kann? Mir fällt beispielsweise oft nie was passendes ein, obwohl ich schon viele Bilder gesehen habe und ich mir fest vornehme eine dieser Posen einzuspeichern.
Man kann das Rad natürlich nicht neu erfinden und nicht jedes Model ist für jede Pose geeignet, oder bekommt sie hin. Ich habe ja das Ziel jedes Model von Ihrer besten und sexy Seite zu zeigen. Es bringt nichts jemanden in eine krampfhafte Pose zu zwingen die auf dem Bild einfach schlecht aussieht. Auch hier ist Natürlichkeit Trumpf, es muss zum Model passen und sie muss sich dabei wohl fühlen. Ich habe in Regel mein Handy dabei, wo ich dann entweder Beispiel Bilder drauf habe, oder auch auf mein eigenes Portfolio zurück greife. Wenn ich die Stimmung aufheitern möchte, dann mache ich auch gerne mal ein Pose vor, aber für mehr als einen Lacher reicht das leider nie.
Also einfach mal ausprobieren heißt die Devise?
Genau. Einfach machen und wenn es nicht aussieht, dann wieder verwerfen und was anderes machen. Ich habe kein Problem damit zu sagen „Nee, sieht scheiße aus, lass uns was anderes machen“ und wer mit mir geshootet hat kennt diesen Satz auch sicher von mir. Ich kann nie vorher wissen wie etwas wirkt, wenn ich es nicht probiert habe.
Gibt es ein Bild eines anderen Fotografen, dass du gerne gemacht hättest?
Ach da gibt es sicher so einige Bilder die ich auch gerne gemacht hätte ohne es jetzt an irgendwelchen Namen festzumachen. Ich beneide manche in erster Linie immer um Traumhafte Locations die für mich unerreichbar sind. Da ich aber meine finanziellen Mittel als Hobbyfotograf im Zaum halten muss, wird das für mich wohl auch so bleiben, aber man kann ja weiter davon träumen.
Hobbyfotograf mit Nebengewerbe?
Ja, ich habe ja noch einen Beruf mit dem ich mein Geld verdiene. Natürlich habe ich ein Nebengewerbe um auch auf der sicheren Seite zu sein, aber in erster Linie ist es immer noch ein Hobby von mir. Genau das finde ich aber auch gut, denn es gibt mir die Freiheit nur das zu machen worauf ich auch wirklich Lust habe und nicht irgendwas machen zu müssen um meinen Lebensunterhalt zu sichern.
Was genau meinst du mit „auf der sicheren Seite“? Wie ich weiß, bietest du auch Workshops/Einzelcoachings an. Meinst du dies damit?
Mit sicherer Seite meine ich die gesetzliche Steuerpflicht. Natürlich habe ich auch mal das ein oder andere Pay Shooting, oder gebe Einzelcoachings und ab nächsten Jahr auch Workshops. Solche Einnahmen muss man natürlich versteuern, also sollte man auch ein Nebengewerbe haben.
Da hast du natürlich Recht! Welches Equipment hast du überwiegend im Einsatz?
Ich habe gar nicht so viel und wenn ich mit meiner kleinen Tasche zu Shootings komme, dann wird schon mal gefragt ob das alles ist. Aktuell entstehen meine Bilder alle mit der Canon 5d Mark III und den beiden SIGMA Objektiven 50mm & 35mm 1.4 Art. Mehr brauche ich einfach nicht für die Art der Bilder die mache. Hin und wieder kommt vielleicht noch mal ein kleiner Aufsteckblitz von Yongnuo dazu mit dem ich indirekt blitze bei schlechten Lichtverhältnissen, aber das war es dann auch schon.
Nutzt du ab und zu nicht mal einen Reflektor?
Ich habe natürlich auch einen Reflektor von Sunbounce, aber der kommt aus Bequemlichkeit so gut wie nie zum Einsatz, obwohl ich es mir immer vornehme, aber es dann meistens wieder vergesse.
Was ist dein Lieblingsobjektiv und was macht es so einzigartig für dich?
Also die SIGMA Art Serie ist schon ein Burner in meinen Augen. Ich fotografiere fast ausschliesslich mit Blende f/1.4 weil ich den Look einfach liebe. Es gibt glaube ich nicht so viele Objektive die bei der Offenblende noch so eine Bildqualität liefern.
Hast du ein derzeitiges Bild, auf das du besonders stolz bist?
Nein. Ich nehme mir immer vor, das mein aktuelles Shooting besser als das letze wird, auch wenn das sicher nicht immer klappt. Es gibt aber kein Bild wo ich sagen würde, das ist mein Lieblingsbild, denn ich mag alle auf ihre Weise.
Hast Du andere Fotografen als Vorbilder? Wenn ja, welche wären es?
Ich habe zwar geahnt das diese Frage kommen würde, aber ich kann sie beim besten Willen nicht beantworten. Ich mache das auch nicht an Fotografen fest, sondern an einzelnen Bildern die ich gut finde. Es gibt da draußen jede Menge guter Fotografen, aber es gibt auch genügend für die einfach ein Hype besteht und jedes Bild in den Himmel gehoben wird obwohl es nicht besonders ist, was ich persönlich nicht nachvollziehen kann. Ich bin auch niemand der jemand einfach kritisiert, wie es bei Facebook ja zum Volkssport geworden ist, außer ich werde explizit nach meiner Meinung gefragt, dann sage ich die auch offen und ehrlich. Es gibt extrem viele gute Fotografen die vielleicht keinen großen Namen haben, aber extrem gute Bilder abliefern.
Wo siehst du dich in 5 Jahren?
Hmh, ich will in 5 Jahren einfach immer noch Spass an der Fotografie haben und besser sein als heute. Ich möchte meine Workshops aufziehen und vielen Leuten näher bringen wie meine Bilder entstehen um Anfängern zu zeigen, das man mit einfachen Mitteln auch gute Bildern zaubern kann. Ich habe nicht die Absicht der Selbstständigkeit mit der Fotografie, da sieht mein Lebensweg eher normaler aus und ich bin ja auch nicht mehr der jüngste. Vor 20 Jahren hätten meine Ziele sicher noch anders ausgesehen.
Social-Media Tipp um mehr Reichweite zu erreichen?
Ich glaube da bin ich der falsche Ansprechpartner, da gibt es ja einige die sich damit sehr genau auseinander gesetzt haben und das auch vermarkten. Auf jeden Fall sollte man regelmässig posten, es ist immer besser irgendwas zu posten, bevor man gar nichts postet. Meine Reichweite schwankt auch immer sehr und ich habe da definitiv noch Verbesserungsbedarf. Ich denke aber in erster Linie liegt es am Inhalt des Postings, wenn Du den Followern was gutes bietest, dann werden sie Dir auch treu bleiben, im Idealfall natürlich immer einen Mehrwert. Ich mache mir da aber gar nicht so viele Gedanken, da ich nicht so kommerziell aufgestellt bin.
Wie soll man deiner Meinung nach anfangen, wenn man Sensual-/Homeshootings fotografieren möchte? (Hast du einen Tipp für Einsteiger?)
Man sollte sich vielleicht meine Seite anschauen und einfach mal probieren etwas so umzusetzen. Nein Spass, obwohl man sich sicher bei mir die ein oder andere Inspiration holen kann. Das Wichtigste ist immer für eine entspannte Stimmung zu sorgen, vielleicht mal den ein oder anderen Scherz um das ganze aufzulockern. Ich für meinen Teil konzentriere mich immer auf das Model und weniger auf die Location. Das Gesicht spielt für mich immer die Entscheidende Rolle und ist immer bei mir im Fokus. Der Körper bildet dann nur die schöne Silhouette. Spielt mit den Lichtverhältnissen und versucht dafür zu sogen, das es immer irgendwie spannend ist und nicht einfach nur hell.
Vielen Dank!
Sehr gerne geschehen. =)
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